Egal welche Rasse, welcher Glaube oder welcher finanzielle Status, der amerikanische Mann unter 5 Fuß 8 Zoll, der Höhe des durchschnittlichen amerikanischen Mannes, ist ein Opfer von Diskriminierung. Das ist die Schlussfolgerung eines Soziologen aus Cleveland, der einen persönlichen Kreuzzug gegen eine selten erwähnte Form von Vorurteilen begonnen hat, die, wie Rassismus und Sexismus, in der US-Gesellschaft fest verankert ist: Heightismus.
So allgegenwärtig ist das amerikanische Vorurteil gegen den kleinen Mann, sagte Saul Feldman auf einem kürzlichen Treffen der American Sociological Association, dass es niemand bemerkt - niemand außer dem kleinen Mann selbst. Für den Soziologen Feldman von der Case Western Reserve University wird dieser Punkt durch die Sprache gut veranschaulicht. Anstatt des neutralen "Wie groß sind Sie?", lautet die Frage immer das abwertende "Wie groß bist du?" Unehrliche Kassierer geben Kunden zu wenig Wechselgeld, und Menschen, die Weitsicht vermissen lassen, sind kurzsichtig.
Auch in romantischen Angelegenheiten wird der kleine Mann auf seine Größe reduziert. Der idealisierte Liebhaber einer Frau ist nie klein, dunkel und gutaussehend, und beide Geschlechter scheinen zu glauben, dass der Mann größer sein sollte als die Frau. Der große Mann hat somit die gesamte Frauenwelt zur Auswahl; der kleine Mann muss sich mit der kleinen Frau begnügen. In Filmen ist entweder der romantische Held groß oder die Heldin wird in einem Graben stehend fotografiert. Geigen haben nie für Mickey Rooney geschluchzt; falsche Wimpern haben nie für Edward G. Robinson geflattert.
Kleine Napoleons. In den meisten Sportarten wird der kleine Mann kurz abgefertigt. Das Geschäft scheint am kleinen Mann hauptsächlich als Kunde für Elevator Shoes interessiert zu sein. Eine Umfrage unter Absolventen der University of Pittsburgh zeigt beispielsweise, dass diejenigen, die 6 Fuß 2 Zoll und größer sind, durchschnittlich 12,4% höhere Einstiegsgehälter erhielten als diejenigen unter 6 Fuß. In einer anderen Studie wurden 140 Unternehmensrekrutierer gebeten, eine hypothetische Wahl zwischen zwei gleich qualifizierten Bewerbern zu treffen, einer 6 Fuß 1 Zoll, der andere 5 Fuß 5 Zoll. Fast drei Viertel stellten den großen Mann ein; nur 1% wählten den kleinen. (Etwa ein Viertel hatte keine Präferenz.)
Doch wenn er Erfolg hat - trotz der hohen Chancen gegen ihn - wird dem kleinen Mann vorgeworfen, ein "kleiner Napoleon" zu sein. Dies könnte vielleicht ein Grund sein, warum Amerikaner normalerweise den großen politischen Kandidaten bevorzugen: Feldman sagt, dass seit 1900 der größere der beiden Hauptpräsidentschaftskandidaten immer ins Weiße Haus geschickt wurde,* selbst wenn der Vorsprung nur Richard Nixons ein Zoll Vorteil gegenüber Hubert Humphreys 5 Fuß 11 Zoll war.
Nach Feldmans Berechnung steht Nixon jedoch bald eine lange Ruhepause in San Clemente bevor. Mit Ausnahme von Humphrey sind alle aktuellen großen demokratischen Anwärter größer als der Präsident. Edmund Muskie ist lincolneske 6 Fuß 4 Zoll, Edward Kennedy 6 Fuß 2 Zoll und George McGovern 6 Fuß 1 Zoll.
Was kann der kleine Mann tun? Rebellieren, natürlich, wie alle anderen auch. Er könnte sich weigern, zu dem großen Mann aufzuschauen, und ihn zwingen, sich in eine ungeschickte und unbequeme Position zu bücken, um Gespräche von Angesicht zu Angesicht zu führen. Er könnte über die Gefahren spotten, denen große Männer ausgesetzt sind, wie niedrige Baumäste und die engen Rücksitze von Taxis und kleinen Autos. Er könnte sogar einen kleinen Mann für das Präsidentenamt nominieren. Soziologe Feldman, der volle 5 Fuß 4 Zoll misst, steht zweifellos zur Verfügung.
*Tatsächlich gewinnt gelegentlich der kleinere Kandidat. Bei der Wahl von 1924 besiegte zum Beispiel der 5 Fuß 10 Zoll große Calvin Coolidge John Davis, der 5 Fuß 11 Zoll groß war.